Dezentralisiert euch!

Was der Facebook-Blackout für Internetnutzer*innen bedeutet und wie wir in Zukunft damit umgehen sollten.
Smartphone mit den App Icons von Instagram, Facebook und Twitter.

Letzte Woche Montag war Facebook down und damit auch WhatsApp und Instagram, die zu Facebook gehören und auf den Facebook-Servern laufen. Schuld waren angeblich fehlerhafte Konfigurationsänderungen, wie das Unternehmen bekannt gab .

Ja, es wurde schon einiges darüber geschrieben. Aber dieser Vorfall hat mir zu denken gegeben, auch wenn er mich kaum betroffen hat. Lasst uns mal darüber sprechen, was dieser Blackout für unser Kommunikationsverhalten und für Inhabende von Unternehmen und Geschäften bedeutet.

Wer war betroffen?

Weltweit nutzen mehr als 3,5 Milliarden Menschen Facebook und/oder dazugehörige Dienste wie Instagram oder WhatsApp¹. Die folgenden Grafiken zeigen, dass Facebook und die dazugehörigen Dienste sowohl zu den meistbesuchten Websites als auch zu den meistgenutzten Apps gehören.

Besonders deutlich wird Facebooks Vormachtstellung, wenn man sich die weltweit meistgenutzten Social-Media-Plattformen ansieht. Diese Grafik zeigt die aktiven Nutzer*innen weltweit für die jeweiligen Plattformen. Lassen wir Youtube mal außen vor, da es als Videoplattform nicht primär für Privatnachrichten oder Unternehmenskommunikation genutzt wird. Dann liegt Facebook weit vorne, gefolgt von WhatsApp, dem Facebook Messenger und Instagram. Es sind tatsächlich die meistgenutzten Kommunikationsplattformen der Welt.

Das bedeutet wiederum, dass sehr viele Menschen auf einen Schlag wichtige Kommunikationskanäle verlieren, wenn Facebook down ist. WhatsApp ist in vielen Ländern das Kommunikationsmedium Nummer eins und wird auch besonders gerne genutzt, um mit Familie und Freunden im Ausland in Kontakt zu bleiben. Alternativen sind nicht selten der Facebook Messenger oder Instagram.

Schauen wir nun mal nach Deutschland und die Social-Media-Nutzung nach Plattform und Alter:

Hier sehen wir den Anteil der Nutzer*innen von Social-Media-Plattformen in Deutschland. Besonders auffällig sind die Angaben für die älteren Altersgruppen: bei den 50-69-Jährigen nutzen ganze 76 % WhatsApp und 19 % Facebook. Danach folgen mit 4 % LinkedIn und gerade mal 3 % je Twitter und Xing. Bei den Über-70-Jährigen liegt der Anteil der Nutzer*innen für Whatsapp noch bei 43 % und Facebook bei 5 %, die anderen Dienste haben praktisch keine Bedeutung. Währenddessen verteilen sich die Nutzungszahlen bei den jüngeren Generationen auf mehrere Apps, wobei hier Instagram vor allem bei den 14-29-Jährigen stark genutzt wird.

Das heißt, dass in Deutschland Facebook-Dienste vor allem für ältere Generationen zu den wichtigsten digitalen Kommunikationskanälen gehören. Und gerade diese Personengruppe hat oft nicht die Kompetenzen, um sich kurzfristig um Alternativen zu bemühen. Sicher, SMS und Telefon existieren weiterhin, sie sind aber verhältnismäßig teuer, vor allem über Landesgrenzen hinweg. Hier geht es auch um Ressourcen und Inklusion. Zudem erfüllen sie ganz andere Bedürfnisse als etwa ein Messenger oder soziale Netzwerke.

Facebook wird in vielen Lebensbereichen genutzt

Nicht nur persönliche Kommunikation war betroffen. Viele vor allem kleinere Unternehmen verlassen sich heutzutage auf Facebook-Seiten oder Instagram-Accounts, die sie kostenlos anlegen und pflegen können. Der Vorteil ist klar die bereits vorhandene Struktur und Community sowie die Möglichkeit, über flexible Werbung die eigene Zielgruppe zu erreichen.

Hat nun aber ein Restaurant ausschließlich eine Facebook-Seite und nimmt Bestellungen über Whatsapp an, kann so ein Breakdown viel Geld kosten. Viele kleine Unternehmen hatten in der Zeit keine Möglichkeit, ihre Kundschaft zu kontaktieren oder mit ihnen zu kommunizieren.

Hinzu kommt, dass der Facebook-Log-in oft genutzt wird, um sich in anderen Apps anzumelden. So wurden Nutzer*innen auch von anderen Diensten ausgeschlossen, die selbst nicht zu Facebook gehören. Die New York Times berichtet, dass hierzu neben Games und Shopping Websites auch Smart-TVs und Thermostate gehörten¹.

Auch Konzerne tragen soziale Verantwortung

Wenn wir aufgrund eines Ausfalls bei Facebook plötzlich nicht mehr heizen können, sollte uns das zu denken geben.

Facebook hat sämtliche Strukturen auf den eigenen Servern hinterlegt. Das gilt für Apps, aber auch für die Technik und Zugänge im eigenen Haus. Das ist natürlich eine Entscheidung, die jedes Unternehmen selber fällen kann. Wir sprechen hier aber nicht über irgendein Unternehmen, sondern über einen Konzern, der weltweit wichtige Infrastruktur für private und geschäftliche Kommunikation bereitstellt und gegen den übrigens in den USA eine Monopol-Klage läuft . So ein Konzern trägt eine soziale Verantwortung, der Facebook nicht gerne nachkommt, wie die Diskussion um Fake News oder die Enthüllungen der Whistleblowerin Frances Haugen zeigen.

Es wäre Facebooks Aufgabe, dafür zu sorgen, dass diese Dienste auch unabhängig voneinander stabil funktionieren. “Aus großer Kraft folgt große Verantwortung”, wie Onkel Ben es formuliert hat.

Gif of Ben Parker from the Movie Spiderman saying: “With great power comes great responsibility."

Wie wir uns breiter aufstellen können

Wie gehen wir nun mit diesen Abhängigkeiten um? Ich bin kein Fan davon, strukturelle Probleme auf Individuen zu übertragen. Dennoch können wir uns vor solchen Zusammenbrüchen schützen und unsere Kommunikationsfähigkeit erhalten, indem wir uns nicht auf einen Anbieter alleine verlassen:

  • Verteile deine Social Media Profile möglichst breit. Setze nicht nur auf einen Kanal, sondern habe mehrere in der Hinterhand, mit denen du im Zweifelsfall weiter kommunizieren kannst, z. B. Profile bei Instagram und Twitter und neben Whatsapp noch andere Messenger wie Threema oder Signal. Sprich dich im privaten Umfeld gerne mit Familie und Freunden ab, welche Dienste sie als Alternative nutzen möchten.
  • Nutze, wenn möglich, stets eigene Zugänge und nicht deine Profile bei Google oder Facebook, auch wenn es bequem ist. Dafür gibt es Passwortmanager, bei denen du so viele Passwörter und Log-ins speichern möchtest, wie du willst. So bist du nicht auf Drittanbieter und ihre Strukturen angewiesen, wenn du z. B. online shoppen oder deinen TV bedienen möchtest.
  • Für Selbstständige, Unternehmen und alle, die Informationen im Internet bereitstellen möchten, gilt: Verlass dich nicht allein auf große Dienste, sondern erstelle deine eigene Website, damit deine Kundschaft auch im Falle eines Blackouts oder einer Profil-Sperrung Kontakt zu dir aufnehmen kann. Diese kann man für wenig Geld im Monat mit Homepage-Baukästen erstellen, und sie müssen weder besonders fancy noch umfassend sein. So gibst du deiner Kundschaft die Möglichkeit, dich über andere Kanäle zu erreichen, wenn einer mal ausfällt.

Übrigens ist das auch der Grund, warum ich nicht mehr bei Medium schreiben wollte. Obwohl ich dort mehr Leserschaft hätte ansprechen können. So bin ich aber unabhängig mit meinem Blog. Sollte mein Provider Probleme mit den Servern haben, habe ich immer noch Profile z. B. bei Twitter, über die man Kontakt zu mir aufnehmen kann.

Quellen/Weiterlesen:

Titelbild via Unsplash von dole777